Texte
„kreativität ist nicht lust an der kunst, sondern unlust an der welt, so wie diese sich tagtäglich zu manifestieren pflegt. nichts vermag nachhaltiger zu nerven als eine falsche hoffnung, welche behelfsmässig alles zusammenkleistern will, wo längst die gänzlich unübersichtlichen trümmerhaufen vorherrschen.“
christoph bauer
Der Arbeitsprozess
Ausgangspunkt meiner Arbeiten sind Gedanken und Bilder, die aus dem Alltagsstrom herausblitzen. Skurrile Situationen, groteske Zusammenhänge, paradoxe Realitäten. Dabei suche ich nicht nach Wahrheiten oder Allgemeingültigkeiten.
Mich interessieren Grautöne, Möglichkeiten, offene Fragen, die feinen Risse und Widersprüche im Leben.
Das Material
Zu meinen Skulpturen passen technische Materialien unserer Zeit: Beton und Silikon.
Beton ist allgegenwärtig. Ein Material, das jeder und jede kennt. Ein ökonomisches Material, günstig zu beschaffen und einfach zu verarbeiten. Eine simple Mischung aus Kies, Sand, Zement und Wasser. Beton birgt keine Geheimnisse. Ihm fehlen die Raffinesse des Kunststoffs, das Edle der Bronze, die Reinheit des Gipses, die Wärme des gebrannten Tons oder die Natürlichkeit des Holzes. Beton ist roh, hart und kalt – zum Anschauen und zum Anfühlen. Erstarrte Kälte…
Silikon bildet quasi einen Kontrapunkt zum Beton. Silikon steht für Flexibilität und Unnahbarkeit. Schmierig, elastisch und wasserabweisend wird es überall dort eingesetzt, wo Spalten, Risse oder Mängel auftreten. Als Material für Skulpturen kann es ebenso Faszination wie Ekel auslösen.
Figur und Raum
Meine Figuren stehen in verschiedenen räumlichen Situationen – sei es die kleine Plattform hoch oben auf einer Stele, der enge, geschlossene Raum eines Betonrahmens oder die weite, leere Fläche eines Tischs. Dieser Kontext bildet bühnenhaft die existenzielle oder momentane, selbstgewählte oder aufgezwungene Lebenswelt der Protagonisten. Figur und Raum – obschon formal stark kontrastierend – bilden eine skulpturale Einheit.
Nackt, kurions und nah dran am Leben
„Aus dem Gegensatz von grossen Gesten und Gedanken und einem durch und durch profanen und spiessigen Erscheinungsbild speist sich die Komik in Nick Röllins Werk. Der Berner Bildhauer gestaltet kleine und grosse Figuren, die immer unverkennbar durchschnittlich aussehen und stellt an ihnen das alltägliche Scheitern am Wunsch nach Grösse und Individualität dar. Ob Nick Röllin seine Figuren über unhandlichen Quadern brüten lässt, sie zu Figuren auf einem Schachbrett macht oder mit ihnen den Stau auf der Autobahn Bern-Zürich nachstellt: Die dicken Schmerbäuche und die kantigen Brillen der Herren nehmen ihren Versuchen der Selbstdarstellung jede Eleganz und Überzeugungskraft.Der Beton als Material tut das Seine und taucht alle und alles in diesem Kunstkosmos in ein fades Alltagsgrau, das noch den verkrampftesten Versuch, ein bisschen individuell zu sein, zunichte macht. Nick Röllins Figuren sind nicht nur äusserlich nackt. Sie sind komisch und berührend zugleich, weil sie von jener Diskrepanz zwischen dem Wollen und dem Sein erzählen, die letztlich jeder aus dem eigenen Leben kennt.“
Alice Henkes